Die Änderung der Medienarbeit: weniger ist mehr

Das Thema „Gewalt“, sowie die Behandlung von Gewalttätern gilt als medial interessant. Die ZDF Dokumentationen „Abschied vom Faustrecht“ (1991), „Gewalt im Griff“ (1998), „Das Mörderprojekt“ (2005) und die Schweizer Filmstudie „Faustrecht“ (2008) können als realistische, vorbildliche Dokumentationen zur Praxis der Konfrontativen Pädagogik empfohlen werden. Allerdings gelingt es in der Gesamtschau der TV-Berichte zu selten, die Trainingsprogramme umfassend darstellen zu lassen. Die TV-Sender konzentrieren sich primär auf die Darstellungen von Provokationstests auf dem heißen Stuhl. Man sieht dabei meist laut stark provozierende, Nähe und Distanz überschreitende TrainerInnen – ein Provokationsritual, das mit den betroffenen Probanden abgestimmt ist und das Ziel verfolgt, die Selbstkontrolle auch in inszenierten Stresssituationen zu erhöhen.  Die Langwierigkeit des Beziehungsaufbaus, die den Inszenierungen vorangeht – und die vom Düsseldorfer Bewährungshelfer Röskens (2008) präzise dargestellt worden ist – geht in den Sendungen fast immer verloren. Der Zuschauer sieht vielmehr Projektleiter, die der physischen Gewalt der Probanden mit verbaler Aggressivität begegnen.

So hilfreich die Medienarbeit in den neunziger Jahren zur Etablierung der AAT-Programme war, so kontraproduktiv erscheint sie in den letzten Jahren, wenn sie nur ein rein repressiv, punitives, aggressiv-provokatives Bild der Programme zeichnet. Begriffe wie

  • Beziehungsaufbau,
  • gegenseitiger Respekt,
  • das Stop-Recht, d.h. jede Sitzung jederzeit unterbrechen zu können,
  • die Interventionserlaubnis durch den Betroffenen an die Trainer, vor allem
  • die Sympathie, die die Teams ihren Probanden entgegenbringen,
  • gehen bei diesen knappen medialen Arbeitseinblicken verloren. Daher gilt für die Medienarbeit der Zukunft: weniger ist mehr.